Korsetts

Korsetts sind äußere Stützen. Sie haben in erster Linie die Aufgabe der Wirbelsäule verlorene Stabilität wiederzugeben. Wie bereits an andere Stelle beschrieben, hat die Wirbelsäule die duale Aufgabe von Stabilität und Mobilität. Wenn es jedoch infolge Verschleiß zu einer Störung der Bandscheibenfunktion kommt und dadurch die Bandscheiben die Spannkraft nicht mehr aufbringen können, um Stabilität zu gewährleisten, kommt es zu einer höheren Mobilität, die jedoch unkoordiniert ist. Die Wirbelsäule wird „wackelig“. Der Körper versucht Stabilität wiederzuerlangen, durch Erhöhung der Muskelspannung und Verstärkung von Gelenken (Spondylarthrose) und Wirbelkörpern (Spondylose). Leider ist dies nicht unbedingt der richtige Weg und häufig mit Schmerzen verbunden. Besser ist es, wenn die Bandscheibe in Ruhe ausheilen und die Muskulatur zusätzliche Stützfunktion übernimmt. Da die Muskulatur dazu erst mal aufgebaut werden muss, ist in der Akutphase das Tragen einer äußeren Stütze sinnvoll. Wie bei einem gebrochenen Arm, wo auch ein Gips angelegt wird, damit der Bruch verheilt. Im Alltagsleben gönnen wir uns häufig wenig Ruhe. Das Korsett schränkt den Bewegungsumfang ein, speziell die Rotation und entlastet die Bandscheiben in dem die Bach eingedrückt wird und die Wirbelsäule mehr in die physiologische Lordose kommt. Es kommen verschiedene Korsetts zur Anwendung. Ihr Arzt wird Sie beraten und ein entsprechendes Korsett verschreiben.

Auch nach Wirbelsäulenoperationen ist das vorübergehende Tragen eines Korsetts sinnvoll. Viele Patienten möchten nach einer Operation, schnell mobilisiert zu werden. Das liegt auch im medizinischen Interesse. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass nach Operationen an der Wirbelsäule (Bandscheibenvorfall, Wirbelkanalverengung, Stabilisierung) die Rückenmuskulatur häufig durch die präoperative Schonhaltung und infolge postoperativer Veränderungen (Einblutung, Schwellung) geschwächt ist und der Beanspruchung meist noch nicht gewachsen. Dies ist mit verschiedenen Risiken verbunden. So ist nach einer Bandscheibenoperation durch den Defekt im so genannten hinteren Längsband bei Erhöhung des Bandscheibendrucks (z.B. durch Sitzen) das Risiko eines Rezidivvorfalls gegeben. Dies wird in der Literatur mit 5-10% angegeben. Nach Erweiterung des Wirbelkanals können Instabilitäten entstehen, die Rückenschmerzen verstärken und langfristig zu Wirbelsäulendeformitäten führen können.

Mit den unterschiedlichen Passformen der Korsetts ist man in der Lage, dem Wunsch nach früher Mobilisation umgehend zu erfüllen und die Risiken für einen Rezidivvorfall bzw. eine Wirbelsäuleninstabilität zu reduzieren. Der Patient erhält durch die Orthese sofort eine Stabilität, die die zunächst geschwächte Rückenmuskulatur nicht geben kann. Das Gangbild und die Körperhaltung werden verbessert.

Nach gebotener Zeit, wenn durch Krankengymnastik und Bildung von Ersatzgewebe im operierten Segment die Stabilität wieder hergestellt wird, kann das Korsett allmählich „abgerüstet“ und dem Patienten mehr Bewegungsfreiheit zurückgeben werden.

Ein Wirbelsäulenkorsett wird fast immer sehr gut angenommen. Es hat einen hohen Tragekomfort und kann schnell seine Wirkung entfalten. Diese reicht von Linderung postoperativer Beschwerden bis hin zur Schmerzfreiheit. Es ist wichtig postoperativ schnell ein Stabilitäts- und Sicherheitsgefühl zu erlangen. Dies harmonisiert die Bewegung und verbessert die Wirbelsäulenbalance und –statik.

Das Korsett hat eine tragende Rolle im Therapieprogramm: Stabilisieren, Mobilisieren, Aktivieren. Die Möglichkeit des „Abschulens“, das aufgrund von entsprechender Konstruktion und Bauweise der Korsetts schrittweise durchgeführt werden kann, bietet therapiebegleitende Anpassungsversionen.